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Quo vadis Kunststoffverpackung? Workshop der Ellen MacArthur Foundation

26. Juni 2024

Jörg Sabo im Interview über die Ziele von Greiner Packaging, Kreislaufwirtschaft und die Ellen MacArthur Foundation.

Jörg Sabo, Global Director Marketing & Innovation bei Greiner Packaging, vor dem Schloss Krickbeck, wo der Workshop der Ellen MacArthur Foundation stattfand.
Interviews

Die Ellen MacArthur Foundation hat ein klares Ziel vor Augen: die Kreislaufwirtschaft. Wir müssen weg von unserem linearen System hin zu einem zirkulären. Auch Greiner teilt diese Ambition und ist daher bereits seit 2016 Mitglied der Foundation. 

Um die Zukunft von Kunststoffverpackungen zu diskutieren, traf sich Jörg Sabo, Global Director Marketing & Innovation bei Greiner Packaging, mit vielen weiteren Mitgliedern im Mai in der Nähe von Düsseldorf im Schloss Krickenbeck (Bild). Im Interview gab er uns einen Einblick in die Zukunft der Kunststoffverpackung sowie die Zusammenarbeit von Greiner und der Ellen MacArthur Foundation. 

 

Jörg, was siehst du als wichtigste Elemente, um eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu erreichen? 

Die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen erfordert mehrere Schlüsselmaßnahmen: Design for Recycling, effiziente Sammel- und Sortiersysteme, politische Rahmenbedingungen und Innovationen. Verpackungen sollten von Anfang an auf Recycling ausgelegt sein, um den Prozess zu erleichtern. Moderne Sammel- und Sortiertechnologien sind essenziell, um eine hohe Rücklaufquote und Qualität der recycelten Materialien zu gewährleisten. Gesetze und finanzielle Anreize können Unternehmen motivieren, recycelte Materialien zu nutzen. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik ist notwendig, um neue Technologien zu entwickeln und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Nur durch Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette kann eine Kreislaufwirtschaft realisiert werden.

Porträt von Jörg Sabo, Global Director Marketing & Innovation bei Greiner Packaging.
Im Interview
Jörg Sabo
Global Director Marketing & Innovation bei Greiner Packaging

„Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik ist notwendig, um neue Technologien zu entwickeln und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Nur durch Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette kann eine Kreislaufwirtschaft realisiert werden.“

Wie sieht für dich die Kunststoffverpackung der Zukunft aus? Was braucht es dafür?

Die Kunststoffverpackung der Zukunft wird nachhaltig und intelligent sein. Es braucht nicht nur recyclingfähige Verpackungen, sondern auch entsprechende Recyclinginfrastrukturen, um Rohstoffkreisläufe aufzubauen und recycelte Materialien wiederholt einsetzen zu können. Technologie kann dabei unterstützen, etwa durch digitale Wasserzeichen (Anm.: siehe Bild), RFID-Chips oder QR- und Barcodes, die den Sortierprozess verbessern und zusätzliche Informationen liefern – Stichwort „Digital Product Passport“. Zudem bedarf es politischer Unterstützung, um den Einsatz von recycelten Materialien zu fördern und die erweiterte Herstellerverantwortung zu stärken. Gleichzeitig sollten Anreize für Unternehmen geschaffen werden, in nachhaltige Verpackungslösungen und Recyclingtechnologien zu investieren.

Smarte Verpackungen
Digitale Wasserzeichen

Wenn eine Verpackung nach Gebrauch und Sammlung in einer Sortieranlage landet, die das digitale Wasserzeichen erkennt, kann das Zeichen detektiert und mittels einer hochauflösenden Standardkamera auf dem Sortierband decodiert werden. 

Welche Ziele hat sich Greiner Packaging im Bereich Kunststoffverpackungen bis 2025 gesetzt?

Wir haben uns 2018 bei der Ellen MacArthur Foundation dazu verpflichtet, dass unser Produktportfolio zu hundert Prozent wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar ist und zehn Prozent Rezyklate in unseren Produkten enthalten sind. Mittlerweile ist die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) der EU in der finalen Phase der Ausarbeitung. Wir werden die Vorgaben der PPWR als Ziel setzen, da wir mit diesen Zielen konform sein müssen, um unsere Produkte weiter vertreiben zu können.

PPWR - Packaging and Packaging Waste Regulation

Die PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) ist eine EU-Verordnung, die darauf abzielt, die Menge an Verpackungsmüll zu reduzieren und die Recyclingquote zu erhöhen. Sie legt verbindliche Vorschriften für die Gestaltung, Herstellung und das Recycling von Verpackungen fest. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren und eine Kreislaufwirtschaft zu fördern. 

Warum ist Greiner Mitglied der Ellen MacArthur Foundation?

2018 standen wir, ebenso wie die gesamte Industrie, am Anfang beim Thema Kreislaufwirtschaft. Niemand wusste, welche Ziele man sich auferlegen oder inhaltlich setzen sollte. Dabei hat die Ellen MacArthur Foundation geholfen. Die Teilnahme bietet Greiner Packaging viele Vorteile: Sie fördert Nachhaltigkeit und Innovation durch Zugang zu Best Practices und neuen Technologien. Greiner kann sich als Marktführer für umweltfreundliche Verpackungen positionieren und Kundenvertrauen stärken. Die Mitgliedschaft ermöglicht wertvolle Netzwerke und Partnerschaften sowie Einblicke in regulatorische Entwicklungen. Insgesamt stärkt die Teilnahme Greiners Wettbewerbsfähigkeit, verbessert das Markenimage und trägt zur Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen bei.

Was nimmst du aus dem Workshop der Ellen Mac Arthur Foundation in Deutschland mit?

Die Ellen MacArthur Foundation steht an einem kritischen Punkt. Die Unternehmen haben sich bis 2025 zu ihren Zielen verpflichtet – die zentrale Frage ist nun, wie es nach 2025 weitergeht und wie sich die Ellen MacArthur Foundation zukünftig positionieren kann, um möglichst viele Partner zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen. So war der Mittelpunkt der Diskussionen, wie sich die Ellen MacArthur neben der PPWR positionieren kann. Können beziehungsweise sollen die Ziele ambitionierter sein als die der PPWR? 

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass es unmöglich ist, ein Ziel über die gesamte Wertschöpfungskette zu definieren, da jeder Akteur nur begrenzten Spielraum hat. Marken und Einzelhändler, Kunststoffproduzenten und Verpackungshersteller erhalten daher eigene Ziele. Erste Entwürfe zeigen, dass die Zielsetzung bei den Verpackungsherstellern in Richtung verpflichtender Einsatz von PCR, also Post-Consumer Rezyklat geht und dass alle Verpackungen recyclingfähig gestaltet sein müssen. Eine interessante Übung war es, sich in die Situation eines anderen Akteurs in der Wertschöpfungskette zu versetzen und zu bewerten, ob die Ziele ambitioniert sind. Dies war besonders aufschlussreich, um die Herausforderungen der anderen Akteur:innen besser zu verstehen. Teilnehmer:innen des Workshops waren unter anderem Vertreter:innen von Lyonel Basel, BASF, SC Johnson, Werner & Mertz, Mars, Unilever, Nestlé oder Mondelez – um nur ein paar davon zu nennen.

 

Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke, Jörg! 

Die Ellen MacArthur Foundation

Die Ellen MacArthur Foundation ist eine internationale gemeinnützige Organisation und wurde im Jahr 2010 mit dem Ziel gegründet, den Übergang zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Die Stiftungsgründerin Ellen MacArthur ist eine britische Seglerin, die drei Jahre lang den Weltrekord für die schnellste Weltumsegelung im Einhandsegeln hielt. 

Kontakt & Mehr Infos
Porträt von Jörg Sabo, Global Director Marketing & Innovation bei Greiner Packaging.
Jörg Sabo | Global Director Marketing & Innovation bei Greiner Packaging
 
Greiner Packaging entwickelt und produziert seit über 60 Jahren stabile Verpackungen aus Kunststoff. Mit dem Ziel, eine Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, erweitert das Unternehmen beständig sein Portfolio an nachhaltigen Verpackungs-Lösungen.